Georgien - kleines feines Teeland

Bereits seit 1820 wachsen in Georgien Teepflanzen, die ursprünglich aus China importiert wurden. Dank der besonderen geografischen Lage zwischen dem Schwarzen Meer und den Bergen des Großen und Kleinen Kaukasus herrscht dort ein ideales Klima für den Teeanbau. Tagsüber ist es feuchtwarm, nachts angenehm kühl. Die Erntesaison im Frühling und Sommer ist zwar kürzer, dafür haben die Teebüsche im regenreichen Herbst und kalten Winter ausreichend Zeit, sich zu regenerieren.

Während der Sowjetunion (1922–1991) wurde Tee zum Nationalgetränk in den 15 Republiken und bei deren Verbündeten. Georgien übernahm die gesamte Teeproduktion, und die Stadt Ozurgeti wurde zum Zentrum dieser Industrie. Um die steigende Nachfrage zu bedienen, stellte man die Produktion von traditioneller Handarbeit auf industrielle Massenproduktion um. Auf 70.000 Hektar wurden riesige Mengen Tee angebaut, und bis zu 200.000 Menschen arbeiteten in dieser Branche. Georgien wurde zum fünftgrößten Teeproduzenten der Welt, aber die Qualität des Tees litt unter der schnellen maschinellen Ernte und dem Einsatz von Pestiziden.

Mit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 und dem Zusammenbruch fast aller Fabriken innerhalb weniger Jahre, wurde Georgiens Teewirtschaft weitgehend stillgelegt. Die Felder verwilderten, Pestizide wurden nicht mehr eingesetzt und die Teepflanzen kreuzten sich frei zu neuen, widerstandsfähigen Sorten. Die ursprünglichen chinesischen und indischen Samen entwickelten sich zu besonders robusten Pflanzen, die perfekt an die klimatischen Bedingungen angepasst sind. Viele dieser Teebüsche überlebten und bringen bis heute wohlschmeckenden Tee hervor.

Über 30 Jahre später setzen junge, gut ausgebildete Kleinbauern alles daran, das traditionelle georgische Teehandwerk wiederzubeleben. Nika, ein Teebauer aus Ozurgeti, fand 2016 mithilfe von Satellitenbildern und Drohnen die alten Teefelder wieder und machte sie nach aufwendiger Arbeit wieder nutzbar. Heute erntet sein Team die Teeblätter mehrmals im Jahr per Hand, im Einklang mit den natürlichen Jahreszeiten und verarbeitet sie in einer renovierten kleinen Teefabrik schonend weiter.

Dank des idealen Klimas rund um Ozurgeti kommen die Teebüsche auch heute noch ohne chemische Pestizide und künstliche Bewässerung aus. Diese Region ist damit besonders geeignet für biologischen und nachhaltigen Teeanbau. Die Pflanzen wachsen langsam, was zu milden Aromen mit wenig Bitterstoffen, aber reichlich Antioxidantien führt. Der Tee schmeckt süß und weich, mit abwechslungsreichen Nuancen.

So entsteht in jeder Erntesaison, ganz wie früher, ein handgefertigter Tee in limitierter Menge – ein Qualitätsprodukt, das an das alte georgische "Grüne Gold" erinnert.